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"sowohl als auch" statt "entweder-oder"

Ich glaube, wir würden uns viele Probleme im Leben ersparen, wenn wir weniger häufig »entweder-oder« sagen würden und stattdessen »sowohl als auch«. Probieren Sie es mal aus. Dahinter steckt, formal gesehen, die Einsicht, dass logische Strukturen nur auf Sätze anzuwenden sind, das Leben selber aber, vor allem wir Menschen, eben nicht auf solche Strukturen reduzierbar sind!

Das schreibt Prof. Harald Walach in einem sehr bemerkenswerten Aufsatz zum oben genannten Thema. Seine Gedanken möchte ich hier zusam- menfassen. Der ganze Artikel ist unter der unten aufgeführten Adresse abrufbar.

Das »entweder-oder« beruht auf der Basis der Logik und der Wahrheit und damit der Wahrheit von Sät- zen und ist auch nur auf solche Sätze anwendbar und nicht auf das sein als Ganzes. Vieles, was uns begegnet ist entweder schwarz oder weiß, groß oder klein, dick oder dünn, wahr oder falsch. Diese Logik ist wichtig und sie ist in uns angelegt, weil un- ser Überleben als Art davon abhängig war, dass wir diesen logischen Operator, wie ihn manche Biologen und Hirnforscher nennen, so gut ausgeprägt haben.

Daher ist die Gefahr groß, dass wir nun alles, das ganze leben, alle Begegnungen, die ganze Welt, ja das sein schlechthin, so behandeln. Und das ist, wie wir sehen werden, ein großer Fehler! Biologisch ist es sinnvoll zu unterscheiden zwischen »essbar-nicht essbar«, »gefährlich-nicht gefährlich«, »sicher-nicht sicher«, »Beute-nicht Beute«, »Angreifer-kein Angreifer«. Das hilft beim Überleben. Diese rasche Kategorisierung lernen wir auch in der Schule, im Studium, im Beruf. Unsere rapide IT-Technik-Entwicklung hat dieses Denken beschleunigt. Denn alle Computer beruhen auf die- sen logischen Operationen, den ausschließlichen Operationen: entweder ist ein Argument wahr, oder nicht. Eins oder Null. Was anderes gibt es für den Computer nicht. Das verleitet dazu zu denken, dass alles so ist. Das ganze Leben!

Der Mensch aber ist ein Wesen, bei dem »sowohl als auch« zur Beschreibung und zum Verständnis häufiger hilft, als »entweder-oder«. Leib und Seele, geistige und materielle Prozesse sind »sowohl als auch“ Beschreibungsweisen ein und der selben Sache, nämlich des Menschen. Viel Leid in Beziehungen und in Konfikten rührt daher, dass wir fälschlicherweise »entweder-oder“ an- wenden, wo »sowohl als auch« Betrachtung gefragt ist. Streit entsteht, wenn eine Meinung auf eine an- dere prallt und beide aus ihrer je eigenen Sicht recht zu haben scheinen, die Sichtweisen sich aber aus- schließen. Nur, wenn man einen Standpunkt ein- nehmen kann, der beide Sichtweisen anerkennt, ist eine Lösung denkbar. Das wird in einem alten jüdi- schen Witz schön ausgedrückt:

»Streiten sich zwei Rabbinerschüler und kommen zu ihrem Lehrer. Der eine trägt seine Meinung vor. Sagt der Lehrer: Du hast recht. Trägt der andere seine Meinung vor: Sagt der Lehrer zu ihm: Ja, du hast auch recht. Tritt ein Dritter dazwischen und sagt: Aber Rabbi, du hast dem einen Recht gege- ben, und seine Meinung ist das Gegenteil des an- deren. Und dem hast du auch Recht gegeben. Das geht doch nicht! Das widerspricht sich doch! Sagt der Rabbi zum Dritten: Ja, du hast auch recht.«

»Sowohl als auch« ist auch das Prinzip der Kreati- vität. Und es ist das Prinzip des Menschlichen, wie Prof. Harald Walach schreibt. Erst wenn man beides beherrscht »sowohl als auch“ und „entweder-oder« und wenn man weiß, wo man das Eine und wo man das Andere anwenden muss, erst dann kommt man der Wirklichkeit nahe. Lassen wir die Logik dort, wo sie hingehört, bei der Analyse von Sätzen, die Aus- sagen über einen einzigen Bereich machen. Und sagen wir öfter »sowohl als auch«. Es hilft uns im menschlichen Miteinander und der Königs- diziplin dem menschlichen Füreinander.

Autor/Textnachweis: http://harald-walach.de/2014/11/04/sowohl-als-auch-statt-entweder-oder-wie-man-kategorienfehler-vermeidet/

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